Was mir die Windschwester zuflüsterte, die wilde stürmische Seefrau,
was mir die krumme Wurzel am Wegrand verriet,
mir das Rauschen der Esche erzählte und mir in meinen Tagträumen erschien,
das alles werde ich hier niederschreiben...
Tanz der Göttin
Eine weibliche Schöpfungsgeschichte
von Andrea Biede
Am Anfang aller Zeit tanzte die Göttin. Die Eine. Sie tanzte wild. Sie tanzte zart.
Sie tanzte den Tanz der Einheit. Sie war Eins. Da war nur die Göttin.
Die Gebende. Die Nährende. Die Lebensspendende. Die Lichtvolle. Die Wilde.
Die Wütende. Die Kraftvolle. Die Verzeihende. Die Gebärende.
Sie tanzte und tanzte. Sie gebar die Seele und alles war unendlich.
Sie gebar den Geist und alles war bewusst.
Sie gebar die Welt im Tanze und alles war schön und rund.
Sie tanzte und tanzte.
Alles war rein und tanzte mit der Göttin den Tanz des Werdens.
Und im Tanze gebar sie Leben und Unendlichkeit.
Das Universum tanzte mit ihr. Voller Freude und Liebe.
Alles war reine Liebe und Licht.
Sie tanzte mit dem Leben und das Leben tanzte mit ihr.
Alles war hell und rund. Alles war reine Energie. Alles drehte sich mit ihr im Tanz.
Unendlich lang.
Sie tanzte schneller und schneller.
Und je länger sie tanzte, um so länger drehte sich alles mit ihr im Tanz.
Sie gebar die Zeit. Und ihr Tanz dauerte Jahr um Jahr. Sie tanzte und tanzte.
Und mit ihr tanzte das Licht. Die Energie. Die Farben. Die Formen.
Sie tanzte und gebar die Planeten. Die Sonnen. Die Mondinnen. Die Sterne.
Und alle tanzten mit ihr im Kreis.
Voller Leben. Voller Extase. Voller Seele. Voller Geist. Voller Liebe.
Das Universum tanzte und tanzte. Und Zeit verging.
Es wurde hell und wieder dunkel und wieder hell.
Es wurde warm und wieder kalt und wieder warm.
Die Göttin tanzte. Sie tanzte und drehte sich im Staub. Materie wirbelte um sie.
Und die Göttin gebar die Menschenfrau. Die Göttin tanzte und erkannte sich.
Voller Glück tanzte sie den Tanz des Lebens. Ich bin! Ich bin! Ich bin!
Und alles war Licht! Und alles war Eins! Und alles war Liebe!
Und aus der Liebe gebar sie den Menschenmann.
Er konnte nicht tanzen. Doch die Liebe der Göttin war unendlich.
Sie wirbelte mit ihm im Tanz und er erkannte sich. Und er erkannte die Menschenfrau.
Und sie tanzten zusammen den heiligen Tanz des Erkennens.
Wir sind! Wir sind! Wir sind! Wir sind Eins!
Und der gesamte Kosmos tanzte.
Und die Göttin tanzte und tanzte und wurde lichter und lichter.
Sie schwebte im Tanz mit dem Kosmos. Sie war reine Liebe. Sie war reine Energie.
Und sie rief: „Menschenkinder! Ich schenke Euch die Gedanken.
Ich schenke euch die Worte. Ich schenke Euch den Moment des Augenblicks.
Tanzt den Tanz des ewigen Lebens. Liebt euch und liebt mich bis in alle Ewigkeit!
So sei es!“
Die Göttin schwebte ins Licht.
Die Menschenkinder waren Eins mit ihr.
Sie waren Eins mit der Liebe.
Sie waren Eins mit dem Kosmos bis in alle Ewigkeit.
Und alles war schön. Alles war heil.
Alles war!
Copyright Andrea Biede - 19.02.2011
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Imbolc
von Andrea Biede
Die Göttin im hellen Sonnengewande
fliegt strahlend über die eiskalten Lande,
sie rüttelt an den kahlen Bäumen
und erweckt sie aus ihren Winterträumen.
Tief im Innern der Erde hör ich ein Ruckeln,
ein Recken und Strecken und Drängeln und Zuckeln.
Sonnenstrahlen erwärmen mein Herz
und vertreiben Unmut, Schwäche und Schmerz.
Oh Brigid, du Hüterin der Poesie und Weisheit,
vertreibe die kalte Winterszeit!
Reinige Mutter Erde und auch meine Seele
und hole mich aus meiner Winterhöhle,
damit Altes vergeht und Neues beginnt
und alles sich wieder nach außen besinnt,
dass winterliche Visionen sich manifestieren
und unsere Herzen sich im Tanze verlieren...
Copyright Andrea Biede - 14.02.2013
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Geduld, Geduld, noch bin ich weiß und kalt.
Geduld, Geduld, du fühlst dich leer und alt,
Geduld, Geduld, die winterliche Pracht
Geduld, Geduld, verschwindet über Nacht.
Geduld, Geduld, auch sie ist Teil von mir,
Geduld, Geduld, ich schlafe unter ihr,
Geduld, Geduld, die Sonne wärmt und lacht,
Geduld, Geduld, das Leben neu erwacht.
Geduld, Geduld, das kalte Eis zerrinnt,
Geduld, Geduld, der neue Tanz beginnt.
Geduld, Geduld, du Menschenkind ertrage
Geduld, Geduld, die letzten Wintertage.
Der Sinn liegt tief in mir verborgen:
Lebe im Jetzt und nicht im Morgen.
Copyright Andrea Biede - 24.02.2013
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Anrufung an Hekate
Hekate, Du Vielseitige, Du Verwandlerin,
Du große Göttin der Transformation,
Du Schwellenhüterin, Du Weltenwandelnde,
Du Visionsträumerin, Lichtbringerin, Zaunreiterin,
lehre mich Geduld und Stillehalten,
Erinnern und Erträumen,
Bewahren und Loslassen.
Du Göttin der Stille und Dunkelheit,
Flammenhüterin und Wunderbringerin,
nimm mich mit auf einen Ritt zwischen die Zeiten,
wo Alles zeitlos ist und still
und doch ertönt in Wildheit und Tanz,
wo es leicht ist zu Singen und zu Spielen
und wo die Sehnsucht nach Veränderung reift.
Hekate, Du Einzigartige, Du Vielschichtige,
Du magische Zauberin, Du Todesbringerin,
Lebensschenkerin, Wachstumsbegleiterin,
lehre mich zu Handeln und zu Eifern,
wenn die Zeit reif ist und die Tage länger sind,
bringe mir Erfolg und Glück und Liebe,
und heile mein Herz und die abgestandenen Schmerzen.
Du Wunscherfüllerin, Geistheilerin, Glücksjägerin,
sei bei mir, wenn ich mit zögernden Schritten losgehe,
wenn ich schwanke und wanke, trage mich,
wenn ich fliehen will und mich wehre, stoße mich,
wenn ich dann endlich springe, halte mich.
Hekate, Du Göttin der Leichtigkeit und des Wandels,
hilf mir über die Schwelle, Du Beschützerin,
in eine fruchtbare neue Zeit.
Copyright Andrea Biede - 17.01.2015
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Das Lied von Mutter Erde
Ihr, meine Kinder, hört meine Stimme,
ich trage euch, ich nähre euch, ich beschütze euch
seit Anbeginn der Zeit.
Ich schenke euch reines Wasser, das Blut aus meinen Adern,
damit ihr nicht verdurstet.
Ich schenke euch Korn und Früchte,
damit ihr nicht verhungert.
Ich schenke euch Heilkräuter,
damit ihr gesund bleibt oder genest.
Ich halte eure Körper, trage eure Füße,
damit ihr sicher auf mir gehen könnt.
Ich schenke euch meine Lichtantennen, die Bäume,
damit ihr atmen könnt und es warm habt.
Ich schenke euch meine gehaltvolle Erde,
damit ihr Nahrung anbauen könnt.
Ich schenke euch Teiche und Seen,
damit ihr euch erfrischen könnt.
Ich schenke euch Wurzeln und Samen,
damit ihr gesund bleibt.
Ich schenke euch das Feuer aus meiner Mitte,
damit ihr es warm habt.
Ich schenke euch den Frost,
damit ihr den Sommer schätzen lernt.
Ich gebe mich hin in Vertrauen,
dass ihr mich so liebt, wie ich euch.
Ich ertrage alle Schmerzen tapfer, die ihr mir zufügt,
weil ich euch liebe.
Ich wandle alles Gift um, das ihr mir zu essen gebt,
in Luft und Licht.
Ich lecke meine Wunden, die tiefen Löcher, die ihr in mich reißt, ergeben,
weil ich euch liebe.
Ich schicke euch Stürme und hohe Wellen,
damit ihr endlich versteht.
Meine Kraft ist zu Ende - ich kann mich kaum noch selber heilen
von all den Strapazen und den Wunden, die ihr mir zufügt
seit Äonen...
Ich bin eure Mutter.
Es bricht mir das Herz, meine Kinder,
dass ihr mich nicht ehrt, nicht schätzt, nicht liebt.
Ich werde zerbrechen an Folter und Pein,
an Gift und Gewalt,
an Ausbeutung und Verrat.
Meine Kinder, ich bitte euch,
hört mir zu.
Hört auf meinen Herzschlag aus der Tiefe meiner Brust.
Hört auf meine Lieder in den Stämmen der Bäume.
Hört auf den Klang der Wellen, auf die Musik der Bäche.
Zieht euch nackt aus und legt euch auf mich,
spürt die Wärme, die Liebe, die ich für euch empfinde.
Ich bitte euch, hört auf mich zu prügeln,
zu demütigen, zu zerstören.
Ich bin eure Mutter.
Ich liebe euch.
Wenn ihr mich zerstört, kann ich euch nicht mehr nähren.
Ich kann euch nicht mehr heilen.
Ich kann euch nicht mehr halten.
Ich kann euch nicht mehr wärmen.
Ihr werdet sterben, wenn ich sterbe...
Meine Kinder, besinnt euch!
Hört mir zu!
Jetzt und immerdar.
(copyright Andrea Biede, 20.03.2018)
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Imbolc
Grau ist der Tag - und schwarz die Nacht
Ein leises Rufen in uns erwacht
"Sei still, Mensch, halte ein...,
verlasse Trug und Schein,
horch tief in dich hinein,
verbinde dich im Sein.
Nur in dir, da ist das Licht.
Vergiss das nicht...
So leuchte aus dem Innern,
Die Nacht beginnt zu flimmern.
Und alles Dunkel wird zu Licht.
Vergiss auch deine Ahnen nicht,
Sie stärken dein Herz
und nehmen den Schmerz
vergangener Zeit
drum halt dich bereit
Samhain ist heut..."
Copyright Andrea Biede 1. November 2024
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Herbstgedanken
Es ist als ob das Leben ganz leis' von dannen schwebt
und sich mit grauen Nebeln in dunkler Nacht verwebt.
Als ob die bunten Blätter, die sich im Kreise drehn,
vom Zweige abgerissen wie Sterbende verwehn.
Als ob das bunte Blühen, all sommerliche Lust,
auf einmal ganz allmählich vergeht ganz unbewusst.
Und wenn des Sommers Sonne zum Abschied sich verneigt,
durch bunte Blättern leuchtend, als sei's die Ewigkeit
und all das Jauchzen, Tanzen, das Singen und Geschrei
auf einmal von uns geht, als sei es einerlei.
Vom Außen geht's nach innen und zeitlos ruht die Welt,
bis alles nur noch still ist und Frieden in sich hält.
Copyright Andrea Biede - 2. November 2024
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Weihnachten
Weihnachten kommt wie jedes Jahr
ganz ungefragt daher
wir zappeln und wir streng'n uns an
es stresst uns allzusehr
Die Christen haben's eingeführt
dem Christkind gab's sein Leben
die Industrie sah ihre Chance
den Umsatz anzuheben
der Nikolaus und Weihnachtsmann
zieht Geld aus unsrer Tasche
wir Menschen machen alles mit
durchschauen kaum die Masche
Dabei ist's doch das Fest der Liebe
das wir verlernt zu leben
der Tag, an dem wir Hab und Gut
an Ärmere abgeben
der Tag an dem wir einig sind
in Frieden und in Freiheit
der Tag an dem die Herzen glühn
in Mitgefühl und Einheit
der Tag an dem wir fröhlich tanzen
ums Feuer Hand in Hand
der Tag an dem's kein' Hunger gibt
nur Glück im ganzen Land
Copyright Andrea Biede 2020
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Sonne in mir
Zu lange gewartet, im Morgen verharrt,
das Rad der Zeit nicht erkannt,
zu wenig gelebt und zu wenig geliebt,
die Sonne...... aus dem Herzen verbannt.
Die Tage vergehn, der Sinn löst sich auf,
in der Hetze des Alltags verlor‘n,
keine Ahnung warum, keine Ahnung wohin
die Sonne.... im Herzen erfror’n.
Ein Funke in mir, eine Sehnsucht, die ruft,
ein Hauch von Erkenntnis und Glück,
ein Samen des Seins, er keimt in mir
und die Sonne... kommt langsam zurück.
Die Antwort im Jetzt, die Blüte im Hier,
nur die Stille weckt Töne in mir,
im Herzen ein Lied, das von Freiheit singt
und die Sonne... im Herzen mich wärmt.
Tief in mir drin liegt die Antwort bereit,
nicht im Außen und Morgen versteckt,
ist das Ich-Sein denn bloß ein verwirrendes Spiel,
das die Sonne.... in mir nur verdeckt?
Und so hat mein Leben den einzigen Sinn,
in den Spiegel des Egos zu sehn,
um dann zu erkennen, es ist alles nur Schein
und die Sonne... kann nie mehr vergehn.
Nur Liebe im Innern ist unendlich stark,
ist das Licht, das das Dunkel erhellt,
in mir drin ist die Kraft, die für alle scheint
und die Sonne... strahlt dann in die Welt.
Copyright Andrea Biede 11.03.2015
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Aufbruch
Mai, du Wonnemonat
schenkst mir Sonne für's Herz
schenkst mir Regen für Schmerz
für's Wachsen und Gedeih'n
vom Werden zum Sein
Grün, so grün und weiß, so weiß
mit den Augen ertrinken
mit dem Herzen versinken
vom Gestern ins Hier
ich bleib ganz bei mir
Die Luft voll Fliederduft
Vergangenes darf heilen
im Jetzt tief verweilen
ganz ruhig wird's um mich
nur Schatten und Licht
Lerchen singen ihr Lied
ein erstes Erspüren
wo wird's mich hinführen
auf ganz neue Bahnen
ich kann's kaum erahnen
Emsiges Summen von Bienen
loslassen und gehen
kann noch nichts sehen
um mich ist noch Nacht
die ersten Schritte sacht
Wind streicht durch's Haar
der Weg ist das Ziel
weiß noch nicht viel
folge meinem Herzen
verlasse alte Schmerzen
So warm schon die Sonne
nichts ist wie davor
Melodien im Ohr
ich bin wie ich bin
und sing'...
3.05.2024 copyright Andrea Biede
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Gebet des letzten Menschen
Einsam stehe ich hier
alles habe ich verloren
mein Wille geschah
nun ist es zu spät
im Abendrot der untergehenden Sonne
bereue ich
senke ich mein Haupt
lasse ich los
Bitte vergib mir
Mutter Erde
was ich dir angetan habe
Tag für Tag
gierig war ich
nichts war genug
unachtsam war ich
getrennt von der Liebe
Das Schönste habe ich zerstört
unwiederbringlich vergiftet
benutzt genommen gerafft
gierig war ich - unendlich gierig
blind taub kalt
im Strudel der Menschheit
gelogen betrogen vergewaltig
getrennt von der Liebe
Gebrochen falle ich auf die Knie
bereue bete weine
bete um Vergebung, was nicht zu vergeben ist
zu spät - das Paradies ist vertan
meine Chance vergangen
wär ich nur früher erwacht
hätte ich nur eher gehandelt
mit Liebe im Herzen
Ich bin der letzte Mensch
von Milliarden Menschen
alle tot ermordet vergiftet
alle Tiere verendet
alle Pflanzen erstickt und vertrocknet
alle Wälder abgeholzt
nur noch Wüste und Leichengestank
keine Liebe mehr
Mutter Erde du Königin
du Göttin des Lichts
du Gebende Schenkende Nährende
verzeih mir verzeih uns
du wirst genesen
Heilung wird geschehen
die Natur wird weiterleben
besser ohne uns
copyright Andrea Biede 24.05.2024